Aufgrund der bedeutenden Lage auf dem Gelände des damaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen war der Entwurf zur Erweiterung des Finanzamtes Oranienburg eine besondere architektonische Herausforderung. Der Hauptsitz der Behörde befindet sich im ehemaligen SS-Stabsgebäude, das wegen seiner Grundrissform auch T-Gebäude genannt wird. Es ist eines der letzten erhaltenen Tätergebäude, da sich darin seit 1938 auch die Inspektion der Konzentrationslager befand.
Der gegenwärtig pragmatische Umgang mit dem T-Gebäude hinsichtlich seiner gleichzeitigen Nutzung als Finanzamt, Sitz der Stiftung der Brandenburgischen Gedenkstätten und als Gedenkstätte selbst, ist auch Inspiration für den Entwurf des Ergänzungsneubaus gewesen.
Die Geschichte des Ortes wird sensibel behandelt und respektiert, anstatt einer Inszenierung wird diese dezent und beiläufig erlebbar gemacht. Im Kontext von KZ und zur KZ-Leitung, im Kontext von Opfern und Tätern einen notwendigen Verwaltungs-Erweiterungsbau zu positionieren, bedarf es eher des Fragens, als der weiterreichenden Deutung des Ortes und Raumes. Der Entwurf regt zum Fragen an, besetzt den Ort mit Fragen und macht das Fragen zum Konzept. Es werden bewusst unscharfe oder mehrdeutige Richtungen, Kontexte und Zusammenhänge gezeigt.
Die Segmentierung und Verdrehung der Baukörper im Grundriss sowie das Schneiden und horizontale Versetzen der Fassade thematisiert das Prinzip der Brüche. Die Dreigliedrigkeit der äußeren Erscheinung steht im vermeintlichen Widerspruch zur Zweigeschossigkeit des Gebäudes. Das Spiel mit dem Maßstab thematisiert das Eingehen auf die menschliche Bezugsgröße. Der Entwurf berücksichtigt durch einen respektvollen Umgang mit dem Bestand die denkmalpflegerischen Belange und wahrt die historische Bedeutung des Ortes.